Kurze Geschichte Irans
Sieht man von vorgeschichtlichen, steinzeitlichen Besiedelungen ab, so wanderten ab dem vierten vorchristlichen Jahrtausend die ersten indogermanischen Stämme in das Gebiet des heutigen Iran ein. Die genaue Herkunft dieser sich selbst als Arier bezeichnenden Stämme ist unbekannt. Ihre Sprache, das Altpersische wie das heutige Farsi, gehört zur indoeuropäischen Sprachfamilie, wie die meisten europäischen Sprachen auch.
Das erste Reich auf iranischem Boden war das Reich Elam, im heutigen Khuzestan.
Die Reste der Hauptstadt Susa können noch heute besichtigt werden und liegen im Südwesten des heutigen Iran nahe der irakischen Grenze am Rande der heutigen Stadt Schusch. Das Reich hatte bis zur Niederlage gegen die Assyrer um 569 v. Chr. Bestand.
Meder-Reich (728 v. Chr. bis 550 v. Chr.)
Die Meder waren nach Sprache, Kultur und Abstammung iranisch.
Ihre Hauptstadt war Ekbatana (das heutige Hamadan). Ihr Reich hatte Bestand bis zur Eroberung durch Kyros dem Großen, dem ersten Achämeniden.
Achämeniden-Reich (559 v. Chr. bis 330 v. Chr.)
Das Achämeniden-Reich war das erste persische Großreich, das auch im Westen bekannt wurde, weil es unter Dareios und Xerxes in Konflikt mit den griechischen Stadtstaaten geriet. Die „Perserkriege“ wurden vom griechischen Geschichtsschreiber Herodot zum politischen Mythos erhoben. Dieser Mythos drückte sich auch in Theaterstücken wie „Die Perser“ des Aischylos aus. Mit den geschichtlichen Fakten hat dies wenig zu tun.
Das Achämeniden-Reich erstreckte sich bis zur Eroberung durch Alexander im Jahre 330 v. Chr. über die persischen Kernlande sowie weite Teile Kleinasiens, Ägyptens und Mesopotamiens.
Reich Alexanders und der Seleukiden (330 v. Chr. bis 250 v. Chr.)
Alexander besiegte in der Schlacht bei Gaugamela 331 v. Chr. den persischen Großkönig Dareios III. und brannte die Hauptstadt Persepolis nieder. Die Ruinen sind heute immer noch eine Hauptattraktion jeder Iranreise und geben eine Ahnung von der Prachtentfaltung der Achämeniden.
Nach dem Tod Alexanders zerfiel sein Reich in die sogenannten Diadochenreiche, wobei das persische Gebiet zusammen mit Mesopotamien unter die Herrschaft von Seleukos und seinen Nachkommen, den Seleukiden, geriet.
Parther-Reich (250 v. Chr. bis 224 n. Chr.)
Nach dem Niedergang der Seleukiden und dem Zerfall des Reiches erlangte ab 250 v. Chr. erstmals wieder eine genuin persische Dynastie die Macht in einem Teil des Landes. Den Arsakiden gelang es, bis 140 v. Chr. die größten Teile des vormaligen Seleukidenreiches zu erobern und ihre die Macht zu stabilisieren. Sie verloren aber wichtige Teile im Westen und Nordwesten an die neue aufstrebende Großmacht Rom. Der Konflikt zwischen dem Römischen Reich und Persien sollte fortan über mehr als 700 Jahre die Region prägen.
Sassaniden-Reich (224 n. Chr. bis 651 n. Chr.)
Nach dem Sturz der parthischen Dynastie durch einen aufständischen Fürsten, gelang den Sassaniden die Eroberung weiter Gebiete in Zentralasien und auf dem Gebiet der heutigen Staaten Afghanistan und Pakistan. Auch gegen den ewigen Rivalen Rom erzielte das neupersische Sassaniden-Reich bedeutende Erfolge. 260 n. Chr. wurde ein römisches Heer unter dem Kaiser Valentian vernichtend geschlagen, der Kaiser geriet in persische Gefangenschaft. Dieses Ereignis ist eindrucksvoll in den Felsreliefs von Bishapur festgehalten.
Der letzte große Krieg der Antike zwischen dem oströmischen Byzanz und den Sassaniden dauerte nahezu 30 Jahre und endete 630 n. Chr. ohne bedeutende Geländegewinne für die eine oder die andere Seite. Dieser Krieg hatte beide Großmächte dramatisch geschwächt und zermürbt. Er gilt als Mitursache für den schnellen Sieg der Araber, die ab 642 n. Chr. in das Reich einfielen und es mit dem Tod des letzten Sassaniden 651 n. Chr. vollständig unter ihre Kontrolle brachten.
Damit endete für lange Zeit die staatliche Eigenständigkeit Persiens und das Zeitalter der Islamisierung im Rahmen der arabischen Großreiche begann.
Persien unter dem Kalifat (ab 651)
Nach der arabischen Eroberung setzte eine allmähliche und nicht nur friedliche Islamisierung des Landes ein. Es gelang den Persern aber, wesentliche Züge der altpersischen Kultur zu erhalten. Zwar wurde die persische Sprache nunmehr im (etwas abgewandelten) arabischen Alphabet geschrieben, blieb aber erhalten. Zunächst unter den Umayaden und ab 750 n. Chr. unter dem abbasidischen Kalifat in Bagdad entfaltete sich eine persisch- arabische Mischkultur mit griechisch- hellenischen Einflüssen aus den eroberten vormals byzantischen Provinzen Ägypten und Syrien. Auch wenn der Verwaltungs- und Militärsprache Arabisch war, so blieb die Sprache der Literatur, der Philosophie und der Wissenschaft das Persische. Die Verwaltung des riesigen Kalifats wäre ohne die administrativ erfahrene persische Elite (und im Norden der Byzantiner) nicht möglich gewesen. Die islamische Mischkultur brachte zahlreiche bedeutende Persönlichkeiten hervor.
Mit dem allmählichen Zerfall des Kalifats drangen zum einen türkische und kurdische Stämme ein und es bildeten sich zahlreiche meist kurzlebige lokale Fürstentümer und Emirate. Nach der Katastrophe der mongolischen Eroberung und der Zerstörung von Bagdad im Jahre 1258 n. Chr. war die Blütezeit definitiv beendet, auch wenn die mongolischen Nachfolgestaaten, die sog. Ilkhanate für eine gewisse politische Stabilität sorgten.
Das Safawiden- Reich (1501 n. Chr. bis 1722) und seine Nachfolger
Nach dem Eroberungszug der osmanischen Türken und dem drohenden Einfall in die persischen Kernlande kam eine neue Dynastie an die Macht, die das Land bis heute prägen sollte: Die Safawiden.
Sie führten (auch als Gegengewicht zu den sunnitischen Türken) die Shia als Staatsreligion in ihrem Machtbereich ein. Bis zu diesem Zeitpunkt war Persien überwiegend sunnitisch geprägt. Erst 1639 setzte ein Friedensvertrag den immer wieder aufflammenden kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich ein Ende.
Das Safawiden- Reich brachte eine erneute kulturelle Blüte zustande, viele der bewundernswerten islamischen Bauwerke gehen auf diese Zeit zurück.
Nach 1722 wechselten sich verschiedene kurzlebige Eroberer aus dem Gebiet des heutigen Afghanistan ab, deren bedeutenster Herrscher ab 1736 Nadir Shah war. Er unternahm ausgedehnte Raubzüge nach Indien und brachte nach der Plünderung Delhis den berühmten Pfauenthron nach Persien.
Die Khadsharen (1794 n. Chr. bis 1925 n. Chr.) machten erstmals 1795 eine relativ unbedeutende Provinzstadt zu ihrem Regierungssitz: Teheran.
Ansonsten war das 19. Jh. ein Zeitalter der Schwäche und gekennzeichnet durch die Einflussnahme und Rivalität der europäischen Kolonialmächte, vor allem Großbritanniens und Russlands. Mit der Entdeckung von Erdöl am Anfang des 20. Jh. gewannen die Einflussnahmen und Einmischungen in die persische Politik noch einmal deutlich an Dynamik. Während des Ersten Weltkriegs war der Iran zeitweise (1915 bis 1921) von britischen und russischen Truppen besetzt.
Nach politischen Unruhen und einer faktischen Staatspleite löste 1925 ein aus kleinen Verhältnissen stammender Kommandeur der persischen Kosakenbrigade die Khadscharen ab und ließ sich zum neuen Shah von Persien krönen. Sein Name war Reza Pahlawi.
Er setzte sich für eine Westorientierung des Landes ein und eiferte dem türkischen Reformer Mustafa Kemal, später genannt Atatürk, nach. So verbot er den traditionellen Tschador, ließ die Städte nach westlichem Vorbild umgestalten und legte die Basis für eine gewisse Industrialisierung. Außenpolitisch versuchte er sich dem britischen und dem wachsenden US-amerikanischen Einfluss zu entziehen. Dabei stützte er sich zunehmend auch auf deutsche Hilfe.
Er ersetzte 1935 auch den jahrtausendealten Landesnamen Persien durch Iran, das „Land der Arier“.
Die politische Nähe zu Deutschland wurde ihm dann 1941 zum Verhängnis. Obwohl der Iran nie auf Seiten der Achsenmächte in den 2. Weltkrieg eintrat, rückten am 24. August 1941 britische und sowjetische Truppen in den neutralen Iran ein. Sie erzwangen die Abdankung des Shahs und setzten seinen damals 22-jährigen, politisch völlig unerfahrenen Sohn Mohammed Reza auf den Thron. Die Besatzung des Landes dauerte bis 1946.
Nach dem Ende des 2. Weltkriegs war der Iran ruiniert und geriet zunehmend in das Spannungsfeld des Kalten Krieges. Als der neugewählte Premierminister Mossadegh 1951 die britisch und amerikanisch dominierte Erdölindustrie verstaatlichte (die Einkünfte flossen bis dato nahezu komplett in die Taschen ausländischer Konzerne, vor allem der „Anglo-Iranian Oil Company“) inszenierte die CIA einen Putsch und setzte den zwischenzeitlich geflohenen Shah zum zweiten Mal auf den Thron.
Den Makel, eine amerikanische Marionette zu sein, ist Mohammed Reza Shah Pahlawi seitdem niemals wieder losgeworden. Die einflussreiche schiitische Geistlichkeit und weite Teile der religiös geprägten Bevölkerung entfremdete er sich durch eine prowestliche, antiislamische Politik.
1979 kam es unter Führung von Ruhollah Khomeini zur islamischen Revolution und zur Gründung der Islamischen Republik Iran.