Religion
Zoroastrismus
Vor der Entstehung der persischen und medischen Großreiche waren die arischen Einwohner des Iran Polytheisten. Sie verehrten, wie die meisten anderen Naturvölker, Naturphänomene wie Feuer, Wasser, Wind, den Mond und die Sonne. Im siebten Jahrhundert vor Christus begründete Zarathustra eine völlig neue Religion: Den Zoroastrismus.
Wahrscheinlich war es erst Darius I. (550-486 v. Chr.), der sich offiziell zu dieser Religion bekannte und sie so zur Staatsreligion für das ganze Reich machte.
Der Zoroastrismus gilt als die erste monotheistische Religion und hat vermutlich auch die monotheistischen Vorstellungen im Judentum geprägt.
Die einzige Gottheit im Zoroastrismus ist der Schöpfergott Ahura Mazda. Zwar kennt der Zoroastrismus auch Nebengottheiten wie Anahita oder Mithra, die aber von Ahura Mazda geschaffen wurden. Selbst geschaffen hat er auch seinen eigenen Widersacher Ahriman, einen bösen Dämon, der der Menschen in Versuchung führt. Man erkennt hier sofort die Ähnlichkeiten mit der Figur des Teufels oder Scheitans in den späteren monotheistischen Religionen.
Die Heilige Schrift der Zoroastrier ist die „Avesta“. In den Tempeln brennt als Sinnbild des einzigen Gottes die „heilige Flamme“, die von den Priestern gehütet wird. Ihre Tempel heißen darum auch „Feuertempel“.
Einzigartig sind auch ihre Bestattungssitten. Ihre Verstorbenen legen sie zur Luft- bzw. Himmelsbestattung in runde, oben offene „Türmen der Schweigens“. So können Fleisch und Weichteile der Verstorbenen von Vögeln, nicht aber von Landtieren gefressen werden. Seit 1970 ist diese Art der Bestattung im Iran aus Gründen der Hygiene verboten. Heute werden Zoroastrier in Betongräbern beerdigt.
Da die Zoroastrier im Koran nicht als „Völker des Buches“ (wie die Juden und Christen) erwähnt sind, waren sie vor allem in der Frühzeit der arabischen
Eroberung intensiven Verfolgungen und starkem Druck zur Konversion zum Islam ausgesetzt. Heute gibt es nur noch wenige Zoroastrier im Iran, die ihren Glauben aber ungestört ausüben können. Die größte verbliebene zoroastrische Gemeinschaft lebt heute in Indien. Sie heißen dort wegen ihrer Herkunft „Parsen“.
Schia
Die heutige Staatsreligion im Iran ist der Islam in seiner schiitischen Ausprägung. „Shia“ heißt Partei oder Gefolgsleute und bezeichnete eine Gruppe von Personen, die in der Frühzeit des Islam als Nachfolger oder Stellvertreter (=Kalif) des Propheten seinen Schwiegersohn Ali favorisierten. Ali wurde in der Nachfolge allerdings zunächst übergangen, gelangte dann aber als vierter Kalif zur Macht. Nach seinem Tod beanspruchten seine Parteigänger (die frühen Schiiten) das Kalifat für seine Söhne Hassan und Hussein. Tatsächlich griff aber ein anderer nach der Macht, der syrische Statthalter Muawiya, der die erste Kalifen- Dynastie in Damaskus, die Umaiyaden, begründete. Er und sein Sohn und Nachfolger Yazid beseitigten die Rivalen um die Macht Hassan und Hussein.
Eine besondere Rolle spielt der Tod von Hussein, der 680 bei Kerbela (im heutigen Irak) den weit überlegenen Truppen Yazids unterlag. Dieser Schlacht wird bis heute in schiitischen Passionsspielen gedacht. Die Feierlichkeiten beginnen am ersten Tag des Monats Muharram und steigern sich bis zum 10. Muharram, dem Todestag Husseins, zum Höhepunkt, Aschura genannt. Nach Ali und Hassan wird Hussein bei allen Schiiten als dritter Iman verehrt.
Über die späteren Imame gibt es bei den Schiiten unterschiedliche Auffassungen, einige verehren nur fünf Imame, andere sieben (wie die Ismailiten des Aga Khan). Die heute bedeutsamste Spielart des schiitischen Islams ist die sog. Zwölfer- Schia, die seit den Tagen der Safawiden, also dem frühen 16. Jh. Staatsreligion in Persien bzw. Iran ist.
Sufismus
Sufis sind Anhänger eines spirituellen und mystischen Islams. Sie versuchen, zur Gotteserkenntnis durch Versenkung und Meditation zu gelangen. Auch rituelle Tänze sollen, wie bei den Derwisch- Orden in der Türkei, dazu führen, „das Licht Gottes im Herzen zu spüren“. Hier liegt der Kern des Sufismus oder der Sufi Mystik. Einige der größten persischen Denker, Dichter und Gelehrte wie Hafez oder Saadi hatten zumindest sufische und mystische Tendenzen und haben dies in ihren Werken beschrieben.
Christentum und Judentum
Als „Völker des Buches“ hatten Juden und Christen im islamischen Kulturkreis eine besondere Stellung. Im heutigen Iran gibt es noch einige jüdische und auch christliche Gemeinden, die ihren Glauben frei ausüben können. Sie sind auch im Majlis, dem iranischen Parlament vertreten.